Grüezi und herzlich Willkommen

Ich nehme Sie mit auf eine Reise….

18. Kapitel: Glücksfee

Manchmal fragt man sich, warum mach ich das, warum tu ich das? Macht es Sinn? Ist es das, was ich wollte?

Vielleicht liest sich die ganze Geschichte hier, als wäre es ein einziger, mühseliger Kampf. Doch wir hatten auch einzigartige, unglaubliche Momente in unserer Zuchtgeschichte. All die Erfolge, die wir feiern durften. An den Ausstellungen, wenn wir mit unseren Tieren kämpften und gewannen. Die Zeitungsberichte, Interviews, die wir geben durften, auch im TV waren wir. All das gab uns viele, schöne und einzigartige Momente. Doch in all den Jahren zu sehen, wie Menschen sich plötzlich offen zeigten, den Schleier fallen liessen, das wahre Gesicht zum Vorschein kam und nicht wir Menschen waren es, nicht wir,  sondern das Tier, die Katze, die tief in des Menschen Seele eindrang, veränderte und hervorbrachte. Das waren wohl die schönsten und einzigartigsten Momente, neben all unseren persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen welche wir mit unseren Samtpfoten machten und ja auch jedes Katzenwesen, dass den Weg zu uns, zu mir fand, war einzigartig und aussergewöhnlich. Jedes Wesen, dass hier bei uns war, war etwas ganz, ganz Besonderes und ich weiss, wie jeder andere Mensch auch, niemals kann ein anderes Wesen, das Verlorene ersetzten. Niemals! Zu persönlich, zu einzigartig, zu aussergewöhnlich ist und war jedes Wesen und das ist gut so....

Da war ein Paar, dessen Mann tiefe Depressionen hatte und daran litt. Wir wussten es nicht, wie auch? Nach aussen ein gestandener Mann. Selbstbewusst, sicher im Leben und doch völlig zerrissen, hilflos und auf der Suche nach Wahrheit. Als unser Kirkiboy bei Ihnen einzog, Ihn veränderte. Ihm half, dass Leben so anzunehmen, wie es war. Als Kirkiboy verunfallte und in seinen Armen verstarb, so tragisch es war, gab das eine Leben dem anderen erst den Sinn und der Mann benötigte keine weiteren Therapiesitzungen mehr. So erzählte er es uns.

Ein anderes Mal, als der Vater dem Sohn eine Ueberraschung machen wollte. Lebensmut geben, Freude erhoffte. Einem jungen Leben, dessen Zeit bemessen war. Er flehte uns an, Ihnen eine Chance zu geben, er würde nach dem Ableben des Sohnes auf die Samtpfote achten. Wie schlimm es war, wir wussten es nicht. Wir wussten nur es war die Chance zu leben 50 zu 50%. Dieser junge Mann, schon fast erwachsen, so still, in sich gekehrt und fast teilnahmslos, betrat er das Wohnzimmer. Er sprach kein Wort, wollte nicht, mochte nicht. Würde es überhaupt zu einem Kontakt zwischen Mensch und Tier kommen? Und als dann das kleine Kätzchen auf seinen Schoss kletterte, da verharrte, in staunende Augen blickte und vorsichtig seinen weichen, kuscheligen Körper an schlanke Hände schmiegte…

Zusehen, was Glück heisst, wie Liebe wächst, Freude entsteht, ist unvorstellbar. Wir mussten uns nie bemühen, es fand sich, wer zusammengehörte. Ich wüsste gerne, ob der Junge es geschafft hat. Doch das werde ich wohl nie erfahren.

Damals als zwei Menschen durch unsere zwei Kätzchen den Weg zum Coming out fanden und sich und der Welt eingestanden, ja wir Zwei sind ein Paar und anstelle von Kindern, wünschen wir uns zwei samtige Gefährten. Damals als zwei Knirpse sich den Beiden näherten und sich auf deren Schoss niederliessen. Ohne Worte, ohne Gesten. Sie aufforderten mit ihnen zu spielen…

Oder das Mädchen, dass der Mutter zuliebe mitkam. Eine Mutter, die nichts unversucht lies, Ihrer Tochter das Leben lebenswert zu machen, obwohl die Chancen auf Heilung knapp bemessen waren. Das Mädchen, dass nicht wusste, was es hier sollte. Wie es sich verhalten sollte, wozu Sie da war. Wie ein Schmetterling lies Sie sich zart und auf einem schmalen Streifen des Sofas nieder. Während ihre Mutter hoffte, das Mädchen würde entzückt sein, ob all den kleinen, wusseligen Kätzchen. Sie versuchte durch die Unbeschwertheit dem Mädchen die Leichtigkeit, die Freude ob den kleinen kuscheligen Lebewesen näherzubringen. Doch gelingen wollte es nicht. Neben der jungen, zarten Frau lag ein kleiner Knirps. Geschlafen hatte es und wie von Geisterhand geweckt, begann das Kätzchen zu gähnen, streckte sich, um in ein, zwei Schritten neben dem Mädchen zu stehen. Unaufgefordert errang es sich den Schoss der jungen Frau, blickte hinauf in ein starres und dennoch grenzenlos überraschtes Gesicht, rollte sich zusammen und schlummerte friedlich weiter....

Der Mann, der niemals eine weisse Katze wollte, sich sträubte und mit allen Mitteln versuchte der weissen Yema aus dem Weg zu gehen. Eigentlich hatte er seiner Familie versprochen zwei Kätzchen zu adoptieren. Er selbst war nicht sonderlich daran interessiert. Als die Familie das Wohnzimmer betrat, die Kinder sich sofort auf den Boden niederliessen und mit leuchtenden Augen ihrer Mutter zuriefen: *Schau Mami, wie herzig!*. Blieb der Mann teilnahmslos etwas verwirrt im Abseits stehen. Es wusselte, es kuschelte, spielte und die Kätzchen waren alle wie ein Sack Flöhe unterwegs, bis auf eines. Weiss wie Schnee, näherte sich klein Yema, diesem einen Menschen. Überall wo er hintrat, war Yema. Er konnte sich nicht setzen, Yema war da. Er konnte nicht in die Knie, Yema war da. Aber er wollte nicht und man konnte die Anstrengung, das Unbehagen, den Kampf in seinem Inneren sehen. Dieser eine Mann wandte sich ab, sichtlich bewegt, aber nicht fähig es zuzulassen. Die Wunden waren zu tief? Zu frisch? Als seine Frau mir später erzählte, dass er, Ihr Mann eine Hündin hatte, Weiss wie Schnee. Seine Lebensbegleiterin….

Wir haben so vieles erlebt. Wunderschöne, berührende und unglaubliche Momente. Ich möchte, keinen dieser Momente missen, auch wenn es nicht immer einfach war, eine Zucht aufrecht zu erhalten!
All die Geburten, die wir erleben durften. Jedes ein Erlebnis für sich. Wenn das Muttertier voller Vertrauen in uns, sich der Geburt hingab und uns dabei haben wollte. Denn wehe wenn wir uns entfernten! Es war jedes Mal ein Abenteuer, auch ein Kampf. Manchmal verloren wir, tiefe Trauer, Wut, Enttäuschung und manchmal haben wir den Kampf gewonnen, gelacht, gefreut und auch geweint, weil wir es geschafft hatten. Jeder Knirps egal ob er bei uns blieb, ein Sternenkind wurde und weiterzog, war es wert zu kämpfen, zu lieben und zu hegen.
Manchmal mitten in der Nacht, wenn ich das Wurflager inspizierte und den Mamis Nahrung oder Wasser brachte. Wenn wir es hörten und sahen, den Kampf um die Lebensquelle, weil jeder noch so kleine Knirps auch zeigen musste, dass er leben wollte. All dies und noch so viel mehr, sind vielleicht für andere unbedeutende Momente. Aber für uns, für mich, sind es die besten, die schönsten und lebenswertesten Momente meiner Reise durch diese Zeit.

Damals im Mai 2010 wurde Tonks geboren und Nelly vertraute sie mir an. Ich fragte damals für ein Mädchen mit viel Fell, was Tonks auf jeden Fall mit sich brachte. Doch Tonks hatte nicht nur ein atemberaubendes Fellkleid, sie war auch äusserts intelligent und dominant. Eine tolle Katze, die uns nicht nur fantastischen Nachwuchs wie Bjarki oder Ariel schenkte, sie war auch sehr trittsicher in der Zucht als Muttertier und zog jedes Kätzchen souverän und ohne Probleme auf. Ueber Tonks gibt es nicht viel zu berichten. Was aber nicht heisst, dass mir diese Katze nicht nahe ging. Später platzierten wir Tonks um. Sie zog nach Basel und war da absolute Herrscherin und Königin😊

Wizard's Alley Tonks

Bjarki und Ariel from A-Riverway beides Kinder von Tonks. 

Im gleichen Jahr, Ende November 2010 wurdest dann Du geboren. Eigentlich beendete ich langsam den Einkauf fremder Zuchtkätzchen. Ich war nicht mehr so sehr auf der Jagd nach neuen, seltenen Linien. Denn alles was ich wollte, hatte ich. Wir hatten es hier. Diese seltenen Linien, seltene Farbeinschläge. Wir hatten so viel erreicht. Was wollte ich noch? Jetzt war es Zeit, all das in die Arbeit zu investieren, um meine Vorstellung eines Norwegers, in die Tat umzusetzen. Wir hatten zwar keinen World Winner erreicht, aber ich hatte nach wie vor ein Bild im Kopf wie ich eine Norwegische Waldkatze sehe und auch heute noch ist er der Inbegriff meines Norwegers! Heaven Hills Big Bang.

Doch heute, hier und jetzt darf ich für mich auch sagen, meinen Norweger habe ich realisiert. Ich nehme da zum Beispiel:

Nordkap Nemo, Onyx, Bjarki, um nicht zu vergessen Svan. Auf der weiblichen Seite darf eine Leona, Nubia und Astrid ebenso wenig fehlen, wie auch Sasha.

 

Ich glaube ich darf ohne Arroganz, aber mit viel Stolz sagen, meinen Norweger konnte ich realisieren. Doch erwähnen möchte ich auch, all diese Katzen habe ich bis auf Leona den Ausstellungen mehr oder weniger vorenthalten. Weil ich damals bereits wusste, ich würde niemals mit ihnen gewinnen und auch dann nicht, wenn eine davon Ambitionen auf einen World Winner gehabt hätten. Jedes unserer Tiere war und ist ein einzigartiges Juwel und ich durfte es bei mir haben. Was für ein Erfolg! Und dann warst da Du und wie es so ist, eines Tages, oder war es abends? Ich sah Dich. Es sind jene Momente, wo geschulte Augen sehen und wissen, genau das! Schon wieder? Nein lass es Uli. Wir lassen es. Dachte ich mir. Doch es war schon zu spät. Du warst schon in meinem Kopf drin und genauso schnell hast Du später auch mein Herz erobert.

Satyr’s Nora Farah

Im kommenden Frühling 2011 kamst Du dann per Flieger zu uns und hast gleich im zarten Jungtieralter Best in Show gewonnen. Ach, wie stolz ich doch war. Aber eigentlich war Dein Wesen viel, viel mehr wert. Du warst eine ruhige, unglaublich ausgeglichene Katze. Nora zeigte eine Autorität, wie ich sie nur noch bei Astrid gesehen habe. Laut, aggressiv, streitsüchtig, gab es bei Nora gar nicht und dennoch stand Nora ihren Meister. Doch niemals wurde diese Katze laut oder zankte. Als Mutter war Nora sehr souverän. Jedes Baby wurde grossgezogen. Nora erzog die Kätzchen rasch zur Selbstständigkeit. So konnte Nora durchaus den Milchfluss ab der 6. Babywoche einstellen. Nora war eine Katze, welche immer für Ruhe und Ordnung auf eine stille Art und Weise, sorgte. Nie gab es Streitigkeiten, Gezanke, Gefauche, NIE!
Du hast uns Yello geschenkt und meinen grossartigen Brun. Durch Yello fand Farah zu mir, die mich so sehr an Dich erinnern lies. Und durch Farah kam Sasha, die uns MilkyWay gebar, welche das perfekte Abziehbild ihrer Urgrossmutter Yello ist.

Nora war eine grosse, schwere und stolze Katze. Doch so wie sie in mein Blickfeld kam, so rasch verlies sie mich auch wieder. Mit 7 Jahren, innert 14 Tagen verschlechterte sich Nora’s Zustand rapide. Zu Beginn war es eine fast *Routineuntersuchung* und der Tierarzt meinte: *Das kriegen wir schon wieder hin. Wird wohl eine Magenverstimmung sein.* War es nicht! Die Medikamente schlugen nicht an. Die Untersuchung zeigte auf, dass Nora’s Werte sich verschlechtert hatten und man wusste nicht warum. Es wollte nicht bessern, nicht greifen. Vielleicht habe ich zu wenig um Dich gekämpft. Vielleicht hätte ich noch einmal einen Versuch wagen sollen, Dich auf eine andere Art und Weise zu behandeln. Aber sie alle sagten mir, es würde nichts bringen. Auch in Deiner letzten Stunde, warst Du ruhig und gefasst. Meine Mentorin, welche mit Nora arbeitete, meinte, ein Wesen das viel Freude ausstrahlt, aber auch sehr geerdet und in sich ruhend ist. Nora’s Verlust konnte ich über 2 Jahre nicht überwinden. Der Schmerz sass sehr tief und es war die Zeit, die mir schier die Freude der Zucht genommen hat. Heute sehe ich Dich, Erinnerungen werden wach. Manchmal streichle ich Dein Foto, als ob Du es wahrnehmen könntest. Was für ein fantastisches Wesen Du doch warst! In all den Jahren fragte ich mich immer wieder, hätte ich mehr tun können? Hätte ich mehr veranlassen müssen? Warum haben wir keine Obduktion durchführen lassen?...

Ein sonniger, warmer Apriltag zeigt sich heute. Die Kätzchen dösen alle im Kennel. Die Impfung beginnt zu wirken. Unsere neue Tierärztin unterzeichnet die Impfbüchlein und stempelt diese ab. Wir diskutieren über dies, über das und landen auch bei Todesfällen, Ursachen, die sich nicht immer klar zeigen.
*Viele Besitzer verlangen eine Obduktion. Ich habe jahrelang in der Pathologie gearbeitet. Von 20 Fällen konnten nur gerade 2 Fälle klar deklariert und deren Grund eruiert werden*. Diskutierte Sie mit mir weiter. Während meine Gedanken zu wandern begannen. Nora….Warum? Warum wurde meine Frage JETZT erst beantwortet? Wanderten meine Gedanken weiter.
*Das heisst, es bringt eigentlich nicht viel, einen unklaren Todesfall untersuchen zu lassen? Fragte ich weiter. *Nein, es bringt eigentlich nicht viel.* Ich beglich meine Kosten, bedankte mich, trug unsere sieben Zwerge ins Auto und sah zum Himmel. Er war blau und ein laues Lüftlein streichelte meine Wangen.

Milky Way Deine Urgrossenkelin ist heute ausgezogen. Yello Deine Tochter wird Dir Nora wohl bald folgen. Doch wir hoffen noch auf ein bisschen Zeit zusammen mit uns. Farah Nora Deine Enkelin ist längst in Deine grossen Fussstapfen getreten. Sie hat uns bezaubernden Nachwuchs geschenkt, Sasha, die nun selbst Mutter ist. Zwei Jungs – Deine Ururenkel 😊 und dunkel wie die Nacht, meine Glücksfee.

Und nächstes Mal geht diese Reise weiter.

Herzlichst

Ihr

A-Riverway